Mehr als die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland leidet laut der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie an einer Erkrankung des Zahnhalteapparats. Die wenigsten ahnen, dass dies weit mehr ist als ein kosmetisches Problem. Bakterien aus entzündetem Zahnfleisch können in die Blutbahn gelangen und so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöhen. Diese Tatsache rüttelt auf, weil sie zeigt, wie eng Mund- und Allgemeingesundheit miteinander verbunden sind. Wer seine Zähne schützt, schützt damit auch sein Herz.
Parodontitis als unterschätzte Gefahr für Herz und Gefäße
Eine Parodontitis entwickelt sich oft schleichend. Anfangs zeigen sich nur leichtes Zahnfleischbluten oder ein unangenehmer Geschmack im Mund. Wird sie nicht behandelt, kann sich die Entzündung vertiefen, Kieferknochen betroffen werden und im Extremfall Zahnausfall auftreten. Forschungsergebnisse legen nahe, dass Entzündungsprozesse aus dem Mundraum auch systemisch wirken können. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass Parodontitis mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist (zum Beispiel eine schwedische Follow-up-Studie, veröffentlicht in ZM-Online).
Noch ein Punkt ist die enge Verzahnung von Risikofaktoren. Rauchen, Diabetes und ungesunde Ernährung erhöhen nicht nur das Risiko für Zahnfleischentzündungen, sondern auch für Herzkrankheiten. Wer in diesen Bereichen ansetzt, reduziert gleich zwei Krankheitsrisiken. Ein Zahnarzt in Worms erklärte kürzlich in einem Interview, dass viele Patienten erst reagieren, wenn die Beschwerden massiv sind. Frühzeitige Vorsorge sei jedoch der Schlüssel, um schwerwiegende gesundheitliche Folgen zu vermeiden.
Mundhygiene entscheidet über mehr als nur ein Lächeln
Regelmäßige Zahnpflege ist weit mehr als ein kosmetisches Ritual. Zwei gründliche Putzrunden am Tag, ergänzt durch Zahnseide oder Interdentalbürsten, bilden das Fundament für ein entzündungsarmes Zahnfleisch. Entscheidend sind dabei Technik und die Wahl einer fluoridhaltigen Zahnpasta, die den Zahnschmelz stärken kann. Fachleute stufen Mundhygiene als zentrale Maßnahme zur Vorbeugung von Parodontitis ein. Studien und Leitlinien zeigen, dass gute häusliche Pflege und professionelle Zahnreinigungen miteinander wirken, um das Risiko für Zahnfleisch- und Zahnfleischerkrankungen zu senken.
Doch selbst die beste Putzroutine hat ihre Grenzen. An Stellen, die nur schwer erreichbar sind, lagern sich über die Zeit Beläge ab, die zum Nährboden für Bakterien werden. Deshalb empfehlen Zahnärzte regelmäßige professionelle Zahnreinigungen, in der Regel ein- bis zweimal pro Jahr. Dabei entfernen Fachkräfte Ablagerungen, polieren die Oberflächen und beugen so neuen Entzündungen wirksam vor. Patienten, die diese Termine auslassen, riskieren, dass sich schleichend Zahnfleischprobleme entwickeln, die im weiteren Verlauf auch die Allgemeingesundheit beeinträchtigen können.
Prävention setzt im Kindesalter an und entfaltet Langzeitwirkung
Kinder lernen von Anfang an durch Nachahmung. Eltern, die selbst auf Zahnpflege achten und diese Gewohnheit spielerisch in den Alltag integrieren, schaffen die Grundlage für ein gesundes Gebiss. Studien der Bundeszahnärztekammer zeigen, dass frühe Gewöhnung an regelmäßiges Putzen die Wahrscheinlichkeit von Karies im Grundschulalter deutlich senkt. Ergänzend führen viele Kindergärten und Schulen Programme durch, die Zahnpflege mit spielerischen Methoden vermitteln und den Stellenwert von gesunden Zähnen betonen.
Ernährung beeinflusst Zähne und Herz gleichzeitig
Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für Mund- und Allgemeingesundheit. Ein übermäßiger Konsum zuckerhaltiger Getränke, Weißmehlprodukte und stark verarbeiteter Lebensmittel korreliert mit einem höheren Risiko für Karies und entzündliche Prozesse im Mundraum. Studien deuten darauf hin, dass eine pflanzlich geprägte, ballaststoffreiche Ernährung in Kombination mit Mikronährstoffen und Antioxidantien parodontalen Entzündungen abschwächen kann. Quellen berichten beispielsweise über den positiven Effekt einer mediterranen Kost auf die Parodontalgesundheit.
Gleichzeitig gelten bestimmte Fettsäuren wie Omega-3 als potenziell entzündungshemmend und hilfreich für Herz und Gefäße. Eine Untersuchung zeigte, dass die Omega-3-Fettsäure EPA in hohen Dosierungen die Aktivierung von Blutplättchen hemmen kann. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt jedoch auch davor, dass Omega-3-Präparate bei Herzpatienten das Risiko von Vorhofflimmern erhöhen können.